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Ausbildung und Spitzensport vereint

19.04.2021

Mein Name ist Micha Rappel und ich mache eine Lehre als Polymechaniker EFZ bei libs Baden. Ich bin 17 Jahre alt und bin als Rennrodler im Jugend A Kader als Athlet tätig. Dank dem Sportlervertrag, den ich mit libs vereinbaren konnte, ist es mir möglich, meiner Leidenschaft nachzugehen und an viele Wettkämpfe und Trainingslager zu gehen.

Am Montag, 1. März, fing sie endlich an: die Trainingswoche in St. Moritz zusammen mit dem Deutschen Nationalteam sowie dem italienischen Team. Seit Wochen habe ich mich mental darauf vorbereitet und hatte eine grosse Vorfreude! Früh um sieben Uhr fing die ganze Action an. Ich hatte meinen ersten Trainingslauf und spürte, wie das ganze Adrenalin durch mich hindurchschoss. Da ich wegen dem frühen Aufstehen sehr müde war, verspürte ich dank dem Adrenalin keinerlei Müdigkeit mehr am Start. Ich machte meine ersten beiden Trainingsläufe auf der Bobbahn von St. Moritz und beide verliefen zum Glück unfallfrei. Anschliessend gab es eine einstündige Pause, denn die Gästebobs hatten auch ihren Auftritt. Bereits um 9:20 Uhr fing die zweite Trainingseinheit mit zwei weiteren Trainingsläufen an. Wie auch die erste Trainingseinheit verlief auch diese gut. Nach jedem Lauf durfte ich an den deutschen Funk gehen und mir Tipps und Anweisungen von Deutschen Trainern anhören; diese waren immer sehr hilfreich und ich versuchte sie auch immer sofort umzusetzen.

Nach dem Rodeltraining gingen alle Teilnehmer zum Mittagessen. Das schmeckte mir immer sehr gut und es war auch immer sehr fein. Danach kam immer die Arbeit am Rodelschlitten, dabei habe ich immer überprüft, ob alle Schrauben angezogen sind, und putzte die Kufen so, dass sich kein Rost mehr bilden konnte. Im Anschluss an die Arbeit am Schlitten war ein Kraft- oder Kraft-Ausdauertraining im Fitnessraum des Hotels oder in meinem Zimmer angesagt. Dies machte ich an jedem Nachmittag während der ganzen Woche.

Für mich waren die drei Trainingseinheiten am Tag sehr anstrengend; ich war mir das nicht gewohnt. Die Folge davon war, dass ich am Ende des Trainingstages sehr erschöpft war und ich einfach nur noch entspannen wollte. So war es auch an jedem Trainingstag während der ganzen Woche. Später, um ca. 18.30 Uhr, war immer Abendessen angesagt. Darauf freute ich mich immer ganz besonders, denn es gab immer etwas sehr Feines! Sobald ich mit dem Abendessen fertig war, ging ich zurück in mein Zimmer und ging die Bahn nochmals im Kopf durch (sogenanntes Mentaltraining). Anschliessend machte ich mir immer einen gemütlichen und schönen Abend.

Am Dienstag musste mein Trainer André leider wieder zurück nach Hause gehen. Das bedeutete, dass ich am Mittwoch auf mich allein gestellt war und selbst schauen musste, um rechtzeitig zur Bahn zum Training zu kommen. Unsere kleine Schweizer-Delegation war nämlich nicht im selben Hotel untergebracht wie die deutsche Nationalmannschaft. Dies gelang mir glücklicherweise deshalb gut, weil das Hotel nur 2 Gehminuten von der Bahn entfernt war.

Am Donnerstag wagte ich im 5. Lauf von ganz oben zu starten, obschon es in meiner Altersklasse noch gar nicht erforderlich ist. Ich war mutig und habe es aber trotzdem gemacht, um auch noch zusätzliche Erfahrungen zu sammeln. Ich muss gestehen, dass es sich richtig mulmig anfühlte, mit 20km/h schneller die Bahn herunterzurodeln. Alle Deutschen Trainer und Athleten unterstützten mich total und als ich ohne grobe Fehler im Ziel ankam, erhielt ich auch großen Applaus von ihnen, was mich sehr freute.

Ebenfalls am Donnerstag besuchten mich meine Eltern und meine Schwester und verbrachten von da an die Zeit mit mir gemeinsam und übernachteten im gleichen Hotel. Ich habe mit ihnen auch das Dorf St. Moritz, den zugefrorenen St. Moritzer See, die Bobbahn und das Hallenbad besucht. Am Donnerstag kam mich Heinz Möckli (Schweizer Rodelchef a.i.) besuchen und unterstütze mich, wo es ging.

Am Freitag fand zum ersten Mal das Sepp Benz-Memorial-Rennen statt, welches zu Ehren des kürzlich verstorbenen Sepp Benz durchgeführt wurde. Hier ging es nicht um die Klassierung, sondern um die Wettkampferfahrung. Ich fuhr zweimal 56er-Zeiten, hatte vor der Zielkurve eine Spitzengeschwindigkeit von 118 km/h und war alles in allem zufrieden mit meinem ersten internationalen Wettkampf. Dieses Rennen bedeutete mir sehr viel, denn es war Sepp, der mich entdeckte und mich immer auf meinem Weg unterstützte und alle meine Trainings mit den Deutschen organisierte. Bei der Siegerehrung gab es dann auch eine Schweigeminute zu Ehren von Sepp. Dies war für mich sehr eindrucksvoll, denn man konnte die Trauer in der Luft richtig fühlen. Schlussendlich kann ich sagen, dass ich vieles gelernt habe und mich auf allen Ebenen verbessern konnte und ich von dieser Woche nur profitieren konnte.

Ich darf das machen, weil ich jede Woche einen Wochenplan mit allen Trainings, Lernstunden und Arbeitsstunden an meinen Trainer und meinen Ausbildner sende (im Wochenplan ist sogar aufgelistet, wann ich schlafen gehe und zu welcher Zeit ich aufstehe). Ein weiterer Grund, weshalb ich an viele Wettkämpfe und Trainingslager gehen darf, ist, weil ich bei libs einen Sportlervertrag unterzeichnet habe, der mir in Bezug auf den Sport einige Freiheiten lässt, solange ich meinen Notenschnitt halte. Es ist aber nicht nur die Planung, die mir das alles ermöglicht, sondern auch der Wille und die Motivation, sich an die Planung zu halten.